Samstag, 17. Juli 2010

1. Nachricht von Paul Gärtner

Guten Tag. Meine Name ist Paul Gärtner. Ich wohne in einem Postfach im Hamburger Rathaus. Ok, das ist in diesen Tagen nicht ganz komfortabel, aber in meinem Alter nimmt man, was man bekommt. Und wer kann sich schon immer seine Nachbarschaft aussuchen ...



Jetzt ist es Samstag. 17.Juli 2010. 16.24 Uhr. In 24 Stunden wird sich der CDU-Landesvorstand im Leinpfad zur mit großer Spannung erwarteten Landesvorstandssitzung treffen. Alle werden sie da sein, der lächelnde Schira, der Waldmensch Kruse (übrigens der soll immer noch im Niendorfer Gehege als Hilfsförster wohnen) und und und. Auch meine Kollegen werden da sein von der Hamburger Weltpresse, so ein Schnäppchen will sich ja niemand entgehen lassen. Endlich mal wieder etwas los.



Und natürlich wird ER auch da sein. Ole von Beust. ER wird sich dann den lieben Parteifreunden erklären und danach vielleicht auch der Stadt. Nein nicht vielleicht, sondern ganz sicher. Mann und Frau der hamburgischen Christdemokratie werden betroffen sein, Mann und Frau (wobei das Mann im Leinpfad überwiegt) werden IHM danken und sagen, wie gerne Mann und Frau doch mit IHM weitergearbeitet hätten. Kitagebührenerhöhungssenator Wersich wird dabei betroffen auf seine Fußspitzen schauen. Der Pferdefreund Ahlhaus wird hingegen seinen Kopf wissend hin und herwiegen und einstimmen in den Chor der Betroffenheit und doch insgeheim von der ersten Sitzungminute an seine neuen Schäfchen zählen. Seine Frau wird so stolz auf ihn sein. Dabei taucht die Frage auf, ist eigentlich jede neue First Lady von der CDU tätowiert?
Herr Frigge wird sich an diesem Abend doch etwas zurückhalten müssen, denn schließlich darf ausgerechnet diese nun freiwerdende Stelle nicht den Einsparungen zum Opfer fallen. Die Senatssprecherin Breuer wird ihren alten Kollegen von der BILD später an diesem Abend davon berichtenkönnen, dass sich der Senat mit Nix aber auch gar nicht Nix noch nicht beschäftigt hat.



Das wird schon ein Spaß in knapp 24 Stunden.

Gespannt darf man sein, wer bei der politischen Konkurrenz das Wettrennen um die erste Stellungnahme gewinnen wird.

Mein Tipp: Die FDP.

Herr Salo wird Neuwahlen fordern, schließlich brauche die Stadt nun dringend einen Neuanfang und endlich wieder die FDP in der Hamburgischen Bürgerschaft. An dieser Presseerklärung feilt der Chefliberale wohl bereits seit Tagen.

Olaf Scholz wird den Abgang von Bürgermeister von Beust als honorig bezeichnen, IHM für seine Arbeit als Bürgermeister danken und dann davon sprechen, dass die weitere Entwicklung nicht über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden werden könnte. Dass Herr Scholz damit in erster Linie seinen eigenen Kopf meint, wird er in seiner Stellungnahme natürlich nicht erwähnen. Gleichwohl wird er Herrn Meyer-Wellmann die Frage verbieten lassen, ob nun Herr Ciftlik als zukünftiger Senatspressesprecher eines von Herrn Scholz geführten Senats in Frage kommt. Auch dass Herr Schreiber von der SPD Mitte den sozialdemokratischen Wersich gegeben hat, und sich bereits als Senator ins Gespräch gebracht hat, wird Olaf Scholz geflissentlich übergehen und betonen, dass die SPD bereit ist, aber alle Fragen zur gegebenen Zeit klären wird. Herr Neumann wird nicken, jede Wette. Wie groß der Ruf nach Neuwahlen bei der SPD sein wird, hängt sicherlich auch von den morgigen Außentemperaturen ab. Wie anfällig Sozis für Hitze sind, hatte in diesen Tagen ja bereits der alte Bürgermeister Voscherau mit seinem Vorschlag bewiesen, man möge doch einen Minderheitssenat nach Düsseldorfer Modell bilden. Die Sonne kann ja so auf die Birne brennen.

Und dann sind wir auch schon bei den Grünen. Wir werden morgen erleben, in welch vielfältigen Variationen immer wieder das Gleiche ausgesprochen wird: "Augen zu und durch."

Und die Linken werden es tolerieren oder auch nicht. Von Düsseldorf lernen geht doch so schnell.

Nehmen wir es einfach morgen, wie es kommt. Und sollte es kommen, dann kommt es. Schließlich wäre das Ganze doch auch ein Betrag zur Inneren Sicherheit in Hamburg:

Ein unfähiger Innensenator folgt einem amtsmüden Bürgermeister ins Amt und kann der Stadt nun endlich einen neuen und fähigen Innensenator präsentieren. Das wäre doch auch schon etwas. Schließlich kann man sich seine Nachbarn ja nicht aussuchen.


Schöne Grüße



Ihr
Paul Gärtner